Freitag, 22. Januar 2010

Die Musik ist aus und ist immer noch da

Liebe Leserinnen und Leser,

nun mal wieder ein kleiner Bericht aus meinem Alltag und was in Ghana gerade so los ist.
Von dem Erdbeben auf Haiti bekommt man hier so gut wie nichts mit. Aber in der Nacht von Donnerstag auf Freitag hat es nachts heftig an unserer Türe geklopft. Britta und ich, wir kleinen Schisser, haben uns nicht getraut auf zu machen, weil es auch total laut war und Geräusche als gäbe es irgendwelche Tumulte. Im Haus und auf der Straße.
Am nächsten Morgen hat unsere Hostomi dann erzählt, dass ein Erdbeben im Radio angekündigt wurde und die Leute nachts durch Autos mit Lautsprechern die Leute aufgerufen wurden, ihre Häuser zu verlassen. Sie dachte dann aber, sie wartet bis zum letzten Moment um uns raus zu holen. Es kam aber nichts.
Was hier gerade sehr wichtig ist, ist der Cup of African Nations, der in Angola stattfindet.
Das erste Spiel gegen Togo musste leider ausfallen, wegen dem Anschlag einer Separatistengruppe in Angola auf die togolesische Nationalmannschaft. Am Freitag hat Ghana gegen die Elfenbeinküste 3:1 verloren, am Dienstag dann aber 1:0 gegen Burkina Faso gewonnen.
Yeah, GEBASHT!
Wem der westafrikanische Teil der Weltkarte nicht ganz unbekannt ist, hat nun wahrscheinlich bemerkt, dass zuerst gegen die angrenzenden Nachbarländer gespielt wird. Da Ghana aber nun weiter ist, werden sie am Sonntag oder Montag gegen Angola spielen.

Am Wochenende sind wir in die Western Region gefahren. Wir haben in einer tollen Lodge direkt am Strand übernachtet. Am Freitag Abend sind wir in das nahegelegene (stromlose und sehr, sehr dörfliche) Dorf um das Spiel zuschauen. (Fernseher lief mit Generator), die Hütte war aber heillos überfüllt und mein Interesse für Fussball ist nach wie vor nicht besonders groß, so dass ich mit Malte und Ellen stattdessen einen Strandspaziergang gemacht habe.
Am Samstag waren wir den ganzen Tag am Strand (die Nacht davor war recht kurz, das Wochenende wollte schließlich gefeiert werden) und abends wurde das Wochenende gleich nochmal gefeiert.
Am Sonntag haben wir es dann richtig krachen lassen und sind 7 Stunden wandern gewesen. Wir sind zum Cape Three Points, dem südlichsten Punkt Ghanas, gelaufen. Teils durch den Regenwald, teils am Strand entlang (wo spontan in Unterwäsche geschwommen wurde) und teils bei glühender Hitze (natürlich unasphaltierte Straßen) bergauf.
Es war sehr, sehr anstrengend, doch es hat sich gelohnt! Man schaut von hohen Felsklippen auf das wunderschöne Meer und vom Leuchtturm aus, hat man einen tollen Blick über das ganze Cap und sogar Regenwald.
Die Chancen dort Schildkröten und Wale (von November bis Februar) zu sehen sind anscheinend recht gut, wir haben trotzdem nichts gesehen.

Einmal habe ich hier in Cape am Strand eine kleine Schildkröte gesehen. (Achtung, Fabi: Extra für dich!) Aber eine tote. (Erklärung: Der gute Herr war sehr entrüstet als ich die Geschichte so wie jetzt hier erzählt habe, weil er meint ich würde zuerst Freude verbreiten und diese dann abrupt ersticken).

Montag und Dienstag war ich wieder in Accra, wo ich in letzter Zeit recht oft bin. Ich hatte Mal wieder einen Termin beim Arzt, der dieses Mal sogar mal aufschlussreich war.

Nächste Woche habe ich Zwischenseminar. Leider nur mit 3 anderen Leuten meiner Einreisegruppe, weil das Seminar der anderen Einreisegruppe sonst unterbesetzt gewesen wäre.
Also heißt es für mich wieder in die Western Region fahren, wieder an die absoluten Traumstrände, aber dieses Mal zum Arbeiten.

Ansonsten... wir haben Bekanntschaft mit Feinseligkeit uns gegenüber auf Grund unserer Hautfarbe gemacht. In Accra wurde uns vergangenes Wochenende nachgerufen, dass wir gehasst und getöten werden. Zudem noch Schimpfworte die ich hier so nicht wiedergeben möchte. Einer Freundin von mir wurde letztes Wochenende in Dixcove (was uns zuvor als das unfreundlichste Dorf Ghanas angekündigt wurde, aber ich will nicht pauschalisieren, ein Vorfall lässt sich nicht auf das ganze Dorf übertragen), durch das offene Trotro Fenster ins Gesicht geschlagen, zum Glück ist nichts passiert. Wir wissen nicht, was die Person dazu veranlasst hat dies zu tun, vielleicht hatte er was gegen Blondinen, vielleicht stand ihm das Trotro im Weg und er hätte jeden geschlagen, der am Fenster gegessen wäre, aber was uns hier immer auffallen lässt ist natürlich unsere Hauatfarbe.
Was außer dem Schock aber natürlich zurückbleibt sind viele, viele Gedanken, inwieweit diese Ablehnung begründet ist, was wir tun können dies zu ändern, und was Schwarze Menschen in Deutschland durchmachen müssen. Denn: Wir machen nach 4 bzw. 5 Monate zum ersten Mal eine solche Erfahrung, was wir hier aber oft zuhören bekommen, wenn wir die Frage woher wir kommen beantworten ist: „Oh, Deutschland. Ein Freund von mir lebt da. Das ist ein sehr rassistisches Land.“ Und bei den Geschichten die dann kommen, schämt man sich in Grund und Boden für seine Mitbürger.

An dieser Stelle muss ich aber sagen, dass sich deshalb keiner um uns sorgen muss. Wie gesagt, das waren absolute Ausnahmefälle die wir zufällig zweimal kurz hintereinander erlebt haben, aber von diesen zwei Begegnungen abgesehen, wurde uns gegenüber noch keine rassistische Bemerkung oder ähnliches gemacht.
Kleiner Exkurs: Auf unserem Vorbereitungsseminar hatten wir einen Vortrag zum Thema Rassismus, bei dem die Referentin meinte, dass es keinen Rassismus gegen Weiße gebe, da Rassismus gegen Schwarze struktureller Natur ist und dasselbe andersherum nicht möglich sei.
Ich gewähre nicht 100%ig für diese Ausdrucksweise, auch weil ich das bis heute nur zu Teilen verstanden habe.

Ich muss mich noch kurz abreagieren. Heute ist sowas von NICHT mein Tag. Jetzt ist mein USB Stick wohl entgueltig von Internet- Cafe Viren zerfressen, also heute keine Bilder. Das tut mir Leid. Und auch sonst laeuft heute alles schief was nur schief laufen kann. Zu allem uebel habe ich eben noch die unfreundlichsten Menschen Ghanas, man koennte auch sagen, die unfreundlichste und inkompetenteste Poststation der Welt getroffen. Wenn man nach 4 Monaten nach den 30 verschollenen Briefen und Paketen fragt, lassen diese Penner einen so runter laufen und kommen einem so bloed dass man vor Wut heulen koennte. Ich befuerchte, ich muss sie alle verhauen!


Was ich noch kurz los werden will:
1.Es heißt ghanaisch! (Auch wenn der Laptop, die Sau, das jetzt unterkringelt)
Nicht ghanäisch oder ghanesisch oder was es noch für irre Wortkonstruktionen gibt. Da tun mir die Augen weh! Lasst das!
2.Last but very important: Ich möchte zweien meiner besten Freundinnen an dieser Stelle ganz ganz herzlich zum (bevorstehenden) Geburtstag gratulieren (wenn die Glückwünsche aus Ghana kommen bringt das Glück): Lisa, Melli, ich wünsche euch alles, alles Liebe zum Geburtstag! Ihr seid so toll. Bleibt wie ihr seid.


So far.
Ich hoffe, es geht euch gut.

Eure Sophie

1 Kommentar:

  1. Liebe Sophie, vielen herzlichen Dank für deinen Anruf gestern. Leider hab ich dich nur so schlecht verstanden... :( Aber sobald ich meine Prüfungen hinter mir habe, sprich am Donnerstag Abend,werde ich dich überhäufen mit Mails =)

    Viel Spaß bei deinem Seminar.

    Kussi, Melli

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