Hallo ins kalte Deutschland,
ich schreibe gerade auf Brittas Laptop den Eintrag und stelle ihn dann ins Internet, wenn ich das nächste Mal im Internet- Café bin.
Sehr gut, so kann ich nämlich mal einfach schreiben und muss nicht immer auf die Zeit achten.
Meine bisherigen Blogeinträge sehen zwar sehr lange aus, aber besonders viel Inhalt kam nicht immer bei rum :-)
Zuerst einmal berichte ich noch vom Essen. Am Anfang sollte vielleicht gesagt werden, dass ich immer alleine Esse, bzw. jetzt mit Britta. Laut unserer Lokalmentorin ist es in Ghana nicht üblich mit der ganzen Familie an einem Tisch zu essen. Zum Frühstück essen wir immer warmes Brötchen oder Toast mit gesalzener Margarine, Happy Cow Cheese (Schmelzkäse), Groundnutbutter (Erdnussbutter) oder unsere neuste Entdeckung: Chocolate Delight. Ein ghanaischer Schokoaufstrich auf Erdnussbutterbasis. Die schmeckt klasse!! Ich werde wohl einen Zehnjahresvorrat mit nach Deutschland bringen. Außerdem bekommen wir zum Frühstück immer ganz frischen, in der Gefriertruhe gekühlten Obstsalat mit Melone, Papaya, Banane und Ananas oder Äpfel und Orangen.
Unsere Hostomi ist echt süß, nachdem Britta und ich uns die Schokocreme gekauft haben, wollte sie genau wissen was das ist und was entdecken wir heute im Kühlschrank? Eine Schokocreme. Eine andere zwar, aber sie meint es einfach so gut mit uns.
Ich esse dann immer nach dem Arbeiten, so um 4 Uhr Lunch, was gleichzeitig Dinner ist. Meistens gibt es Reis oder Yam (eine Art Kartoffel) mit verschiedenem Stew. Fisch, Chicken, Shripms, Gemüse, Bohnen oder eine Art Spinat von dem ich leider immer vergesse wie es heisst.
Meine Lieblingsessen hier sind Kelawele (Kochbananenchips in Palmöl fritiert und mit einem scharfen Gewürz), Jollof Rice, Plantain, also Kochbanane und Groundnutsoup with rice oder Fufu. Fufu ist ein Brei aus der Maniokwurzel und Kochbanane und wird mit den Fingern abgezupft und dann in die Suppe oder die Soße getunkt. Es gibt noch einen Brei: Banku, aus Mais.
In Ghana wird traditionell mit der rechten Hand gegessen, im Restaurant oder einer Chop Bar, wo es „kleinere“ ghanaische Gerichte gibt, wird vor dem Essen immer eine Schüssel Wasser, Seife und ein Handtuch gereicht, was zum Hände waschen auffordert.
Auf der Straße gibt es hier überall Essen. Plantain, Keknkey (gesäuerte Maisbällchen in bananenblättern), Krapfen, Khebab (nicht Döner :-), Khebabs sind Fleischspieße bei denen glaube ich auch noch Zwiebeln dabei sind), geschmacksneutrales Gebäck, Frühlingsrollen mit Kraut uvw. Was aber wirklich genial ist auf der Straße ist das Eis. Es gibt gefrorenen Erdbeerjoghurt oder so halbgefrorenes Vanilleeis für umgerechnet 20 bzw 15 Cent.
Ghanaische Schokolade haben wir auch mal probiert, die war ganz lecker.
Reis wird hier sehr viel gegessen. Es gibt Fried Rice, Plain Rice oder mein Liebling: Jollof Rice. Der ist rot (durch Pepper eingefärbt), scharf und mit Gemüsestücken drin.
Am Freitag haben Britta und ich Spagetthi mit Tomatensauce gekocht. Haben Fabi, unsere Hostomi und Marry dazu eingeladen (die Köchin, Dana, war natürlich auch eingeladen, aber sie hat nicht mit uns gegessen). Es war wirklich schön mit allen an einem Tisch zu Essen. Ich habe als Gastgeschenk „Schbätzla mit Sooß“ mitgebracht, dass koche ich auch mal noch für meine Hostomi.
Sie war früher übrigens Hauswirtschafts- und Kochlehrerin und dementsprechend gut ist das Essen. Da hat sie Marry und Dana gut eingelernt. Und mich wird sie hoffentlich auch gut einlernen, denn ich bin mir sicher, dass meine Liebe zu Jollof Rice, Plantain und Groundnutsoup eine ewigwährende sein wird.
(Haha, mein Reiseführer informiert mich übrigens gerade, dass es Douala Fish gibt: auf Holzkohlen gegrillte Schnapper mit einer scharf gewürzten Soße, ich glaub das hab ich sogar schonmal gegessen).
Was ich eine sehr, sehr nette Geste finde ist, dass man grundsätzlich eingeladen wird bei anderen mit zu essen. Die Lehrerinnen und auch die Kinder in der Schule und im Kindergarten sagen IMMER wenn sie essen: „Auntie Sophie (wahlweise auch Madam Sophie), you are invited!“.
Zu den Getränken: Das ghanaische Bier Star mag ich recht gern. Das erste Mal als ich das bestellt habe, hab ich die große 625ml Flasche bekommen, seitdem trinke ich das Mini Star, dass sind nur 300 ml oder so. Was ich richtig eklig finde, ist das ghanaisches Guiness, aber den Jungs schmeckts. Was wir Mädels widerrum mögen, die Jungs jedoch weniger, ist Cardinal, ein sausüßer Erdbeerschnaps. An unalkoholischen Getränken trinke ich hier meist Wasser oder Ananassaft.
Eine ghanaische Besonderheit ist das Essen und das Trinken aus Tüten. Da das Leitungswasser nicht getrunken werden kann, werden auf der Straße für umgerechnet 2,5 Cent 500ml gefiltertes Wasser in Tüten verkauft, Sachet water. Aich Erdnussbutter, Eis und Haferbrei wird in Tüten verkauft. Da wird dann einfach eine kleine Ecke abgebissen und dann daraus getrunken. Der Müll davon liegt überall rum. Im Fairtrade Laden „Global Mama“ in Cape Coast, sowie im Baobab (http://www.sophieinghana.blogspot.com berichtete) gibt es Taschen und Mülltüten aus eben diesen Tüten, Hannah hat sich sogar selbst einen Geldbeutel daraus gemacht.
Vielleicht mal was zum Thema Shopping, wens nicht interessiert darf diesen Abschnitt getrost überspringen.
Ich habe bis jetzt vier Taschen, zwei paar Schuhe, eine Kette und etliche Ohrringe gekauft. Eine der Taschen habe ich echt gebraucht, weil ich keine winzige hatte und nach dem Überfall laufe ich im Dunklen nicht mehr mit großen Taschen rum. Eine ist eine große Patchwork Reisetasche mit afrikanischem Muster, von den Schneidern aus Accra mit denen Mira& Co befreundet sind. Und zwei waren einfach schön. Die eine Tasche sowie ein paar der Schuhe sind Second Hand. Alle westlichen Kleidungsstücke die es hier so gibt sind Secondhand.
Die beiden paar Schuhe habe ich auch gebraucht (ja, es klingt wie ein Satz aus „Sex and the City“, aber ICH brauche sie im Unterschied zu Carrie Bradshaw WIRKLICH!), weil ich nicht damit gerechnet hatte hier zum weggehen etwas feinere Schuhe zu brauchen. Hab mir jetzt hübsche Sandalen und heute ganz ganz coole Lederballerinas gekauft.
Für 3,50 Euro jeweils.
Meine Shopperei fällt also nicht so groß ins Gewicht.
Also, lieber Papa, ich denke Ghana wird keine großen Auswirkungen auf mein Konsumverhalten haben. Aber wer weiß, was die nächsten Monate noch bringen.
Ich habe seit Dienstag ein Fahrrad hier, der letzte Freiwillige hat es dagelassen und jetzt darf ich es fahren. Eben diesem Freiwilligen hat meine Class 3 am Freitag unter meiner Anleitung Briefe geschrieben. Ich fand diese (meine) Idee echt gut, und ich hoffe, er freut sich auch.
Jetzt zu etwas sehr Wichtigem: Ghana ist U-20-Fussball-Weltmeister geworden und ich freue mich sehr für Ghana. Das war so verrückt. Wir haben ja in unserem Gastzuhause gekocht, da lief neben dem Essen schon die ganze Zeit der TV, mussten dann große Überzeugungsarbeit leisten um Fabi von der Verlängerung wegzuholen (die Jungs und Männer unter euch werden jetzt einen Klos im Hals haben. Sorry.). Haben uns in nem Drinking Spot mit Freunden getroffen. Die Straßen waren leer!! Alle waren vor den TV. Im Taxi kam natürlich Fussball im Radio. Im Drinking Spot saßen genau 2 Leute an Tischen, 2 Frauen (da ich bei der Gender-Einheit was gelernt habe, bitte unten die Anmerkung zu meiner Hostomi lesen). Vor dem Fernsehr viele, viele Menschen. Als nach dem Elfmeter dann Ghana gewonnen hatte ging es so krass ab, dass kann man sich nicht vorstellen. Auf einmal waren hunderte von tanzenden Menschen auf den Straßen, ganze Karawanen, hupende Autos, überall Jubelgeschrei. Ich hatte echt Gänsehaut und sogar der kleine Fusballnichtmöger in mir hat sich ein bisschen auf die WM 2010 gefreut.
(Was nicht heißt, dass ich nicht für Deutschland sein werde, aber es einfach schön mit anzuschauen wie die Ghanaer sich für Fussball begeistern. Jedes U-20- Spiel wurde von einer großen Menschenmasse vor winzigen Fernsehern überall auf der Straße oder in Höfen angeschaut. Wurde das in Deutschland auch so verfolgt? Auch meine Hostomi hat jedes Spiel geschaut! Jedes. Nicht nur Ghana.)
Noch ein bisschen was zu den letzten Tagen (Was soll der Geiz, koscht ja nix)... Seit Freitag teile ich mein Zimmer mit Britta. Glücklicherweise ist ihr Bett am Freitag gekommen (ursprünglich sollte es am Montag, nein nicht dem darauffolgenden, da sein. Hallo, Ghana!), dass noch repariert werden musste. Der Schrank, der extra angefertigt wird, soll am Dienstag kommen.
Wir richten unser Zimmer jetzt gerade wohnlich ein. Mit Fotos und meinen Schutzengeln an der Wand, Connys tibetanischer Glückskette, einem Mülleimer und Moskitozerstörspray. Morgen kaufen wir uns einen CD-Player mit dem wir versuchen wollen den Lärm von draußen zu übertönen.
Freitag wollten wir nach der Kocherei, der WM und dem Drinking Spot tanzen gehen ins Hacienda, sind allerdings nach einer Minute (ohne jegliche Übertreibung. Wirklich eine Minute!) wieder raus, weil das angetanzt und angesprochen werden hier ziemlich penetrant und nervig ist.
All unsere überschüssige Energie konnten wir dann aber am Samstag bei der Michael-Jackson-Gedächtnisparty, die Ellen und Dana in Moree veranstaltet haben, rauslassen. Es kam zum Glück nicht nur Michael Jackson (sondern zum Teil mein Sound- hrhr) und wir hatten richtig viel Spaß. Hatten alle schon mit den harten Tanzentzugserscheinungen zu kämpfen.
Auf der Party waren am Ende bestimmt 50-60 Ghanaer, Norweger und Deutsche.
Um 0 Uhr hatte Fabian Geburtstag. Wir (räusper) haben eine total schöne Torte (Schokokuchen verziert mit ganz vielen Blumen in den Ghana-Farben rot, gold, grün, und „Happy Brithday Fabian“ Schriftzug) für ihn organisiert, worüber er sich sehr gefreut hat, was widerrum uns sehr gefreut hat.
Am Sonntag haben wir uns dann am Anomabo Beach von den Strapazen und dem Schlafdefizit erholt. Wie letztes Mal: wunderschön. Es soll hier übrigens während bestimmter Monate auch Wale vor der Küste (Golf von Guinea) geben, die man vom Strand aus auch sehen kann. Ich hoffe, ich sehe mal einen. Haben wieder ganz schöne Muscheln gesammelt, als ich sie daheim ausgepackt habe, hab ich bemerkt dass ich eine samt Bewohner eingepackt habe.
Wenn wir gerade beim Thema Tiere sind. Lisa, du solltest hier vielleicht nicht weiter lesen.
Am Samstag hatten wir einen Babygecko in unserem Zimmer. Der war eigentlich echt süß, aber doch fehl am Platz. Ein Nachbar hat ihn uns dann entfernt, was der Kleine leider nicht überlebt hat. Die Einzelheiten möchte ich hier nicht ausschmücken. Außerdem war heute im Trotro (Trotros sind Kleinbusse die Passagiere von A nach B bringen, Anm. der Verfasserin) eine Frau die eine lebende Henne dabei hatte. Im Lähmungsgriff, so dass wir zuerst dachten die seit tot, aber als sie dann so gut es ihr möglich war mit dem Kopf gewackelt hat, kamen wir zu dem Entschluss, dass sie wohl doch nicht tot ist (Ausschlussverfahren). Die Henne sah aber ganz interessant aus. Schwarz-weißes Gefieder und roter Schnabel.
So viel zu mir.
Meine Lieben, ich hoffe, es geht euch allen gut, haltet euch warm.
Resi, ich wünsche dir nachträglich noch alles, alles Gute zum Namenstag, bin am 15. leider nicht ins Internetcafé gekommen :-) Ich hoffe, du hast nicht zu heftig gefeiert.
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Hey Sophie,
AntwortenLöschenIst ein echt netter Beitrag, weiter so! Freue mich schon auf mehr, lg Thädde