Samstag, 7. November 2009

Ready or not here I come

Am Montagabend haben wir bei Dana und Ellen gekocht. Die beiden haben einen Backofen, was ich sonst noch nirgends in Ghana gesehen habe. In Brittas Einrichtung gibt es einen wie ihn auch Rabeas und Maltes Gastmutter hat: Ein kleiner Kasten aus Metall, der durch heiße Kohlen von unten und oben (er wird auf eine Schale mit heißen Kohlen gestellt und es werden Kohlen auf den Ofen gelegt) beheizt wird.
Wir haben Erdnussbutter- Schokoladen- Blechkuchen gemacht der superlecker geschmeckt hat und Nudeln mit Gemüsetomatensoße mit- haltet euch fest- Emmentaler(!) überbacken. Den hat Dana in Accra gefunden. Lag da so rum.

Die Hin- und Rückfahrt haben wir mit einem Trotro bestritten. Für kürzere Strecken außerhalb der Stadt nehmen wir immer Trotros.
Trotros sind Kleinbusse, die in Deutschland oder Holland (was Schriftzüge á la „Fliesen tip top“ unschwer erkennen lassen) ganz offensichtlich nicht mehr durch den TÜV gekommen sind.

An den Trotro- Stations gibt es immer ein lautstarkes werben um Fahrgäste das man sich (in voller Lautstärke, gerne auch durch ein Megafon) in etwa so vorstellen kann:
„Accra Accra Accra Accra Accra Accra Accra Accra Accra Accra Accra Accra Accra Accra Accra Accra. Aircondition aircondition aircondition aircondition aircondition aircondition aircondition aircondition aircondition aircondition aircondition“

Andere Städte wie Kumasi oder Takoradi sind beliebig einsetzbar. Meist hat man Glück und erwischt ein Trotro ohne Klimaanlage. Einmal sind wir mit einem gefahren dass 20 Pesewas mehr kosten sollte als normal, wegen der Klimaanlage. Unser Einwand, dass er die Klimanlage auch gerne ausschalten kann und wir dafür normal bezahlen hat den Met (Med?) nicht besonders interessiert. Der Med ist ein Mann der Fahrgäste ins Auto lässt, das Fahrgeld einsammelt und dem Fahrer sagt wenn jemand aussteigen will. Man kann nämlich an Junctions, also Haltestellen, oder irgendwo mitten auf der Strecke, aussteigen.

Trotro fahren macht immer Spaß, weil es immer sehr unterhaltsam ist. Von dem lebenden Huhn hinter uns habe ich schon berichtet, aber vergangenes Wochenende als wir nach Breman Asiukma gefahren sind, gab es ein neues Trotro Highlight. Ein neues Glanzlicht von den Leuchten Britta und Sophie. Folgendes hat sich zugetragen: Britta und ich saßen vorne beim Fahrer, ich mit rießen Reisetasche auf meinen Beinen. Irgendwann hält der Fahrer mitten in der Pampa an, steigt aus, kommt auf unsere Seite. Er weist die Frauen auf der Bank hinter uns an irgendwas an ihren Füßen rumzukruschteln worauf hin die Frauen Platz schaffen. An uns gewandt meint er „BAG, BAG, BAG!“ Wir denken, der freundliche Herr möchte dass wir meine Tasche zu den Füßen der Frauen stellen, dass wir mehr Platz haben. Wir natürlich „No, no. Thank you. It's not necessary. It's ok. No, no, no!“ Er wieder „Bag bag bag“ Wir „No no no. It's okay, it's REALLY ok“, das Spielchen ging recht lange so. Das ganze Trotro (voll mit gutgelaunten Frauen) konnte kein Englisch, hat sich aber prächtig amüsiert.

Irgendwann habe ich dann den Kanister in der Hand des Fahrers bemerkt und es hat etwas geklingelt. Die Auflösung finden Sie auf Seite 123. Spaß.

Unter unserer Sitzbank war das Zeug was bei unserem Auto daheim unter der Motorhaube ist. Und eben dort musste der Gute was nachfüllen (→ Kanister! Der war übrigens zu den Füßen der Frauen), weshalb wir aufstehen sollten, dass er die Bank zurück (BACK) klappen kann.
Das ganze Trotro schien sehr erleichtert als die Obronis das endlich begriffen haben und die Fahrt dann endlich weitergehen konnte.
(Bag oder wahlweise auch back wird hier übrigens „BAK“ ausgesprochen. „A“ wird bei dem Pitchin Englisch hier grundsätzlich A und nicht Ä ausgesprochen)

Habe zum Dank von der netten Frau hinter mir ein anerkennendes Klopfen auf die Schulter und ein schönes Lächeln bekommen. Außerdem hat eben diese Frau während der Fahrt auch noch ganz begeistert meine Haare betastet (noch ein anerkennendes Schulterklopfen) und am Ende aus meiner Wasserflasche getrunken. Den Rest wollte sie aus dem Fenster kippen, den Sinn habe ich nicht ganz verstanden.

In der Krippe hatte ich am Dienstag und Mittwoch die Kleinsten ganz alleine, weil ihre Lehrerin krank war. Ich habe mich ziemlich überfordert gefühlt mit 15 Zwergen um mich herum, aber schlussendlich hat es dann doch geklappt.

Am Dienstag hat es total geregnet. Das habe ich in Cape Coast zum ersten Mal erlebt (einmal nachts habe ich Regen noch gehört). Ich saß gerade im Internet- Café als sich der Regen plötzlich ganz nah angehört hat, was daran lag, dass es direkt hinter mir ordentlich von der Decke geregnet hat. Bin dann, als der Regen abgeschwacht war „heim“ gelaufen wobei ich sehr interessante Sachen beobachten konnte. Sturzbäche auf den Straßen und in den offenen Gattern, Menschenmassen die die Innenstadt verlassen haben und vermutlich nach Hause geströmt sind und Frauen mit Plastiktüten um den Kopf, dass ihre stundenlang kunstvoll geglätteten Haare nicht auf einmal ihre Lockenpracht entfalten.

Hightlight der Woche war, als ich am Montag die ersten beiden Briefe hier in Ghana erhalten habe. Ich habe mich so sehr gefreut als ich nach 5 Wochen umsonst zur Post laufen, 2 so tolle, tolle Briefe in der Postbox hatte!! Danke!

Gestern ist nun die entgültig letzte Freiwillige meiner Organisation in Cape eingetroffen. Abends waren wir erst was trinken (es gibt für 10 Cent in kleinen Plastikbeutelchen 50ml Palmschnaps. Und neue Entdeckung: Gin Tonic für 45 Cent!!!) und dann tanzen (endlich wieder. Tanzen!) in einem Club in dem wir die einzigen Gäste und natürlich auch die einzigen tanzenden Menschen waren. Man könnte meinen, der DJ hätte ein Gefühl dafür bekommen, welche Musik uns auf der Tanzfläche hält (am Anfang kam sogar TOK und Lauryn Hill), aber das war nicht der Fall. Trotzdem war es ein sehr schöner Abend, besonders weil wir eine recht große, sehr, sehr nette Gruppe waren.
Heute ist ein UN-Friedensfussballturnier in der Stadt, wo Fabis Sportklassen mitmachen, weshalb wir uns das auch mal anschauen. Danach gehen wir an den Strand, dieses Mal an einen anderen, der auch sehr schön sein soll: Breno Beach. Morgen gehen wir in den Kakum Nationalpark, worauf ich mich schon sehr freue, dass so ganz toll sein dort.

Lieber Philipp, alter Haudegen, ich wünsche dir alles, alles Liebe zum Geburtstag!

Meine lieben Daheimgebliebenen und Anderweitigverreisten, ich hoffe, ihr genießt die Kälte um die ich euch beneide.

Die besten Grüße aus Cape Coast

Sophie

3 Kommentare:

  1. Danke für die schönen Geschichten, liebe Sophie!

    Philipp, aler Haudegen, auch von mir herzliche Glückwünsche! Lass es dir gut gehen bei den Fischköppen!

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  2. Das Brimborium mit dem Mini-Bus erinnert mich doch stark an meinen Jamaica-Urlaub 1987. Nur dass da noch lautstarke Reggae-Music lief...

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  3. lautstarker reggae ist, wenn nicht gerade fussball laeuft, auch in jedem trotro zu finden

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