Donnerstag, 3. Dezember 2009

Rewrite history without a pen

Die letzte große Anschaffung Nummer 4567433: Nachdem wir uns schon Matten gekauft haben um auf das Dach zu liegen, um der Hitze zu entkommen, haben wir nun endlich einen Ventilator. Nachdem wir das in der Hand genommen haben hing nach sage und schreibe einem (!!) Tag ein Ventilator an unserer Zimmerdecke.

Die Führung im Castle wurde von Sonntag auf Dienstag verschoben, da Ismatu, die Projektleiterin, sich verletzt hatte.D as ganze sah dann so aus, dass sie die Führung mit Amerikanern und Ghanaern schon gemacht hatte und wir in der europäischen Gruppe, die aus drei Deutschen und einer sehr netten Schwedin bestand, waren.
Die Führung ist, wie der Reiseführer angekündigt hatte, beklemmend, beeindruckend und furchtbar.
Zum einen empfand ich das was der Führer erzählt hat und auch die Zahlen nur sehr schwer vorstellbar und zum anderen ist da dieser krasse Gegensatz: Die schöne, große, beeindruckende weiße Burg mit dem wunderschönen Ausblick auf das blaue Meer- und dann bekommt das ganze plötzlich ein ganz anderes Gesicht, wenn erzählt wird, wie die Menschen durch unterirdische Tunnel zum Ausgang gebracht (nach dem sie durchschnittlich 3 Monate Licht mit tausenden Anderen in einem kleinen Raum „leben“ mussten) und dann mit den Kanus zu den großen Schiffen gefahren wurden.

Es fällt mir schwer Adjektive zu finden für das was ich bei der Führung empfunden habe und auch wie ich die Führung fand. Welche Worte sind würdig zu beschreiben wie es ist einen Raum zu sehen in dem hunderte Menschen umgekommen sind oder aus dem Menschen um die halbe Welt geschifft wurden wo sie unter ebenso miesen Bedingungen „leben“ mussten?
Welches Adjektiv ist passend um seine Empfindung zu beschreiben, wenn der Führer erzählt, dass heute aus dem Boden (auf dem wir gerade stehen) entnommene Proben Knochen, Blut, Stuhl, Urin, Erbrochenes und Schweiß enthalten?

Wir sind Kinder unserer Zeit, die in der glücklichen Lage sind das Tun anderer moralisch werten und uns Fragen zu dürfen warum die Sklaverei so lange existieren konnte, warum Menschen fähig waren ihre eigenen Landsleute im „Triangular Trade“ zu verkaufen.
Als Produkt unserer Zeit vergisst man wohl oft, dass wir wohl auch vom Sklavenhandel profitiert hätten, hätten wir 300 Jahre früher in Europa gelebt. Der Kaffee und die Baumwolle die damals aus den USA nach Europa kamen wurden nämlich von genau den Sklaven auf Plantagen geerntet, die von der Westküste Afrikas verschleppt wurden.
Und ob er oder sie dann noch für die Abschaffung der Sklaverei eingestanden wären, wer kann das mit Sicherheit sagen?

Das lässt sich recht einfach auf die heutige Zeit übertragen. Es ist allgemein bekannt, dass ein großer schwedischer Kleiderhersteller seine Produkte von Kindern herstellen lässt, doch wer verzichtet tatsächlich darauf die schönen Kleider und Accessoires zu erschwinglichen Preisen genau DORT zu kaufen. Oder ein großes schwedisches Möbelhaus, dass Tropenholz verwendet aber dies doch sooo schön und so schön günstig ist? Oder der Hersteller von Milchprodukten mit einem gängigen deutschen Familiennamen, der eine rechtsradikale Partei unterstützt, aber der einzige Anbieter von Buttermilch mit Fruchtgeschmack in genau dem Kühlregal ist vor dem wir gerade stehen?


Genug Gesellschaftskritik für heute, ich hoffe, ihr genießt die winterlichen Temperaturen. Trinkt einen Kaba (mit Biomilch, bitte) für mich mit.

Eure Sophie

1 Kommentar:

  1. Hey Sophie,

    Ich trink jetzt einfach nen Bio-Kaffee mit Bio-Milch...
    Schöne Tage, der Thädde

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